Das Leben des Estrichs

Der "Lebensweg" eines Zementestrichs auf Trennlage oder Dämmung ist wesentlich ausgeprägter als bei einem Kalziumsulfatestrich. Ein Verbundestrich zeigt dieses Phänomen nur in sehr schwacher Form.

Geburt :
Der Estrich wird eingebaut und ist innerhalb der Toleranzen völlig planeben und noch nass.

Babyphase:
Nach der Hydratation setzt die Trocknung ein. Innerhalb dieser Zeit (ca. 4 Wochen) kommt es zu der bekannten Schüsselung. Die Ränder des Estrichs biegen sich nach oben, wie bei einer Käsescheibe nach 12 Stunden "Lufttrocknung". Ursache dafür ist die oberflächliche Trocknung und die damit verbunden Schrumpfung. Unten kann die Feuchtigkeit durch die Trennlage / Dämmung nicht entweichen. Die Platte wird krumm. Darauf wird dann der Belag mit Mörtel befestigt. Manchmal wird der Estrich auch in den Ecken nachgeschliffen oder teilweise in der Mitte gespachtelt, damit er wieder die notwendige Ebenheit erreicht. Die Randfugen werden mit elastischen Fugmaterialien verschlossen.

Pubertät:
Nach ein bis zwei Jahren ist der Estrich völlig ausgetrocknet. Die Senkung durch die Komprimierung der Dämmung um 1 bis 3 mm ist durchaus zulässig. Gleichzeitig hat sich der Estrich "gestreckt" und legt die Ecken wieder runter. Dadurch werden die elastischen Versiegelungsfugen abgerissen und man meint, ein "Mangel" sei da. Der Handwerker hat dann Mühe zu erklären, dass diese Abrisse von bis zu 5 mm "Wartungsfugen" sind (siehe auch ZDB Merkblatt "Bewegungsfugen in Bekleidungen aus Fliesen und Platten, 09 / 1995).

Midlife Crisis:
Der Endzustand wird nach drei bis vier Jahren erreicht. Schwindungsvorgänge sind die Ursache dafür, dass sich der Estrich leicht zusammenzieht, diesmal allerdings von unten. Der Oberboden (Naturstein / Keramik) schrumpft allerdings nicht, wie die hydraulisch gebundenen Baustoffe.

Endzustand:
Die Bauteilverkürzung über den gesamten Zeitraum des Schwindens beträgt 0,1 bis 0,3 mm pro einen Meter Länge Die Folge ist, dass sich die Ecken der Estrichplatte absenken und sich die Mitte des Bodens hochwölbt. Die Wartungsfugen klaffen dann recht deutlich und Türen können schleifen. Es kann leicht passieren, dass sich Spannungen mit einem großen Knall entladen und sich der Oberboden vom Estrich löst oder dass der Boden zerbricht. Allerdings kann diese Spannungsentladung durch mangelhafte Trennung der Estrichplatte zu anderen Bauteilen (Wände, andere Bodenplatten) provoziert werden. Dann kann es durchaus zu spontanen kleinen Erschütterungen in den Zimmern kommen. Verhindern kann man den letzten Effekt nur durch Verwendung von Teppichen oder anderen Weichbelägen. Knackende Estriche können aber noch mehr Ursachen haben, die im Einzelfall untersucht werden müssen.

Stand:
03 / 10

Login:
Passwort:
Auch wenn Sie nicht angemeldet sind, können Sie einen neuen Artikel hinzufügen. Dieser wird durch uns geprüpft und ins System aufgenommen. Hinterlassen Sie uns dazu Ihre E-Mailadresse. Diese Angabe ist freiwillig.

E-Mail: