Sommerkondensat

Luft kann Wasser in gasförmigem Zustand speichern. Gasförmig heißt, es ist so mit bloßem Auge nicht sichtbar, es ist auch kein Aerosol (Nebel). Die speicherbare Wassermenge hängt von der Lufttemperatur ab. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasser „passt“ in sie hinein. Am meisten kann warme Sommerluft aufnehmen. Bei Wassergehalten (immer relativ, in Bezug auf die Temperatur) über 70 %, sagt man, es wäre schwül. In Wohnungen hat die Luft so etwa 40 bis 60 % rel. Feuchte. Im Regenwald sind es schon mal 90 bis 100 % und in der Sahara am Tage vielleicht 10 bis 15 %.

Bei den beobachteten sommerlichen Feuchtigkeitserscheinungen in Bauwerken in unseren Breiten handelt es sich um klassische Kondensatbildungen. Es kommt definitiv kein Wasser von außen durch die Wände/Sohle oder von sonst wo in das Haus/Gebäude hinein gelaufen – auch nicht aus undichten Rohren. Das Gebäude ist dicht wie immer. Es handelt sich um das Wasser, welches zuvor in der Luft enthalten war.

Zu diesem Phänomen des Sommerkondensats kommt es in Gebäuden immer dann, wenn warme, feuchtigkeitsbelastete Luft von außen eindringt und auf kalte Gegenstände (Bauteile) trifft. Es kommt dann zum Ausfall von Tauwasser auf den Flächen. Es ist haargenau das Gleiche wie mit der Mineralwasserflasche, die aus dem Kühlschrank auf den Tisch kommt: sie wird außen nass. Die Flasche – oder eben die Wand usw. – entzieht der Luft im Nahbereich Energie (Wärme) und dabei steigt der Wassergehalt über die Sättigungsgrenze.

Das ursprünglich in der Luft enthaltene Wasser schlägt sich als feuchter Film auf kühleren Gegenständen und Flächen (z. B. Kellerböden und Kellerwänden) nieder. Saugfähige Flächen nehmen das Wasser auf, Beton und Fliesen werden plötzlich nass und bisweilen bilden sich sogar kleinere Pfützen. Und beim Vorhandensein einer Nahrungsgrundlage (organisches Material) kommt es manchmal zur Ausbreitung von Mikroorganismen (z. B. Schimmelpilzen). Und weil der eingedrungenen Luft Wärme entzogen wird, steigt deren rel. Feuchtegehalt soweit an, dass die überall latent vorhandenen Schimmelsporen aktiviert werden und sich auf Pappen, Textilien und v. a. Schuhen Stockflecken bilden.

Man kann diese Erscheinungen manchmal bei schwülen Witterungsverhältnissen auch in Tiefgaragen oder Tunneln beobachten. Alles glänzt wie eine Speckschwarte.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung: In einem frei stehenden Einfamilienhaus in Neuss wurde wegen solcher „Schäden“ (Feuchtigkeit im Sommer und Schimmel) am Ende vom verregneten August 2002 eine Langzeitmessung zur Erfassung von Klimadaten durchgeführt. Dabei wurden Messgeräte an mehreren Stellen im und außerhalb des Gebäudes aufgestellt. Sie sollten gleichzeitig außen und innen Klimawerte (Temperatur und rel. Luftfeuchte) erfassen. In der Zeit vom 19. bis zum 27. August 2002 regnete es. Dabei gab es an mehreren Tagen (25. bis 27. August) im Außenbereich relative Luftfeuchten von 100 %, bei Höchsttemperaturen von 22 bis 24 °C.

Während in der Diele des geprüften Hauses nur eine relative Luftfeuchtigkeit von max. 90 % (28. August) erreicht wurde, herrschte im Kellerflur wegen der dort geringeren Temperatur über dem Zeitraum 22. bis 31. August 2002 eine relative Luftfeuchtigkeit von 93 bis 100 %. Die 100%-Werte (also das Überschreiten der Taupunktlinie in der Luft) gab es im Zeitraum 26. bis 31. August 2002. In dieser Zeit war also die Innenluft vollständig mit Feuchtigkeit gesättigt (extreme Schwüle). Die „Schwüle“ bezeichnet den Zustand von warmer Luft mit einem verhältnismäßig hohen Feuchtigkeitsgehalt (ab ca. 75 % rel. Luftfeuchte).

Während der oben genannten Regenperiode war der Minimalwert der relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 75 % nur einmal am Sonntag, dem 25. August 2002 erreicht worden. Jedoch vier Tage später, Anfang September, sank die relative Luftfeuchtigkeit der Außenluft bereits wieder auf Normalwerte von 50 bis 60 % ab. Zu diesem Zeitpunkt verminderte sich die relative Luftfeuchtigkeit im Kellerflur auf Werte zwischen 70 und 80 %. Ein paar Tage später war mit den Klimawerten alles wieder in Ordnung - bis auf die angeschimmelten Sachen und den modrigen Geruch.

Wie ist dem ganzen Dilemma beizukommen? Auf jeden Fall nicht mit Lüften. Heizen wäre gut, aber diese Idee ist im Sommer nicht zu vermitteln. Das Beste ist, während solcher Witterungsperioden (schwüles Wetter ist die Begleiterscheinung von Sommergewittern) die Kellerfenster geschlossen zu halten. Beim Lüften führt man immer wieder neues Wasser (zusammen mit der „frischen Luft“) zu und die Kondensatbildung hält an. Wenn es dann doch zum Wasserausfall gekommen ist, sollte man die Fenster schließen und das angefallene Wasser einfach aufnehmen oder wegwischen. Bei geschlossenen Fenstern bildet sich nichts Neues, da das Wasser, welches ursprünglich in der Luft enthalten war, ja weg ist.

Zur Verbesserung des Raumklimas wird empfohlen, Keller allgemein wesentlich intensiver zu belüften. Dies sollte jedoch nicht an warmen Tagen erfolgen, an denen schwüles Wetter herrscht, sondern dann, wenn die Luft kalt (je kälter, desto besser) oder warm und trocken ist.

Resümee: Zusammenfassend ist festzustellen, dass es sich beim Sommerkondensat nicht um einen baulichen Mangel, sondern um ein hinzunehmendes, witterungsbedingtes Phänomen handelt, welches sich in relativ kühlen Bereichen von Kellern oder Tiefgaragen bei sehr hohen Luftfeuchtigkeitswerten bilden kann und aus technischer Sicht nicht zu beanstanden ist. Zu unserer Erleichterung kommt es ja allerhöchstens drei bis vier Mal im Jahr dazu.

Um Nutzern von Kellern das Verstehen dieser Problematik zu erleichtern, könnte man an Kellerfenstern Aufkleber anbringen (s. Fotos im Anhang - unten klicken).

Beispielhaft zu dieser Thematik sind die Hinweise eines Maklerunternehmens aus Berlin zu sehen (s. weiterführenden Link unten)

Stand:
08/11, erg. 07/24