Sinterschicht auf Gipsputz

Das Sintern ist ein Begriff aus der Keramikherstellung und der Metallurgie. Es handelt sich um ein technisches Verfahren, bei dem feinkörniges keramisches oder metallisches Material oft unter erhöhtem Druck erhitzt wird. Mit Putzen hat das nichts zu tun.

Jedoch hat sich diese Wortwahl im Laufe der Zeit für die Kalkhaut, die sich auf Anhydrite-strichen und verschiedentlich auch auf Gipsputzen bildet nachhaltig etabliert.

Wenn Innenputz infolge ungenügender Lüftung lange nass bleibt, bildet sich eine vollflächige Kalkhaut, die sgn. „Sinterschicht“ auf der Putzoberfläche aus, was sich anhand der verminderten Saugfähigkeit prüfen lässt. Der Putz unter der Schicht sieht nass aus. Macht man einen Kratzer in die Schicht, ist der Kratzerverlauf am folgenden Tag schneeweiß.

Bei ungenügender Lüftung und dadurch beeinträchtigter Trocknung, vor allem in der ersten Woche nach dem Putzauftrag, können sich Kalzitanreicherungen an der Oberfläche von Gipsputzen bilden. Sie entstehen aufgrund von gelösten Kalkhydratanteilen aus dem Putz und ggf. aus dem Putzuntergrund, die an die Putzoberfläche „wandern“ und dort mit in der Luft enthaltenem Kohlendioxid zu Kalzit (Kalziumkarbonat) reagieren.

Diese Kalkhaut / Sinterschicht blockiert das Austrocknen des Putzes erheblich. Daneben führt sie unter Umständen zu einer sehr schwachen Saugfähigkeit des Putzes, von der die Haftung nachfolgender Beschichtungen oder Bekleidungen beeinträchtigt werden kann. Sinterschichten treten zunächst i. d. R. nicht vollflächig auf und sind dadurch ggf. schwer zu erkennen.

Sinterschichten sind in jedem Fall vor der weiteren Beschichtung oder Bekleidung zu entfernen, z. B. mittels Abschleifen.

Es ist vorteilhafter, das Entstehen der Sinterschicht von vornherein über eine ausreichende Lüftung zu verhindern. Dies gilt insbesondere für Bauarbeiten in kälteren Perioden, bei denen eine hohe Feuchtigkeit die Trocknungsbedingungen zusätzlich verschlechtert.


Stand:
07/18