Lehmputz im Innenbereich
Lehm ist ein Baumaterial der Vergangenheit. Findige Verkäufer preisen ihn häufig mit Eigenschaften an, die bei näherer Betrachtung nichts Besonders enthalten. Zumeist werden nur bedeutend erscheinende Allgemeinplätze belegt, die Laien beeindrucken sollen. Zu erwähnen ist hier die an Scharlatanerie grenzende Beimischung „haarfeiner Karbonfasern zur Abschirmung hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung“. Welcher Strahlung konkret, was soll bewirkt werden?
Im Innenausbau ist von einer Putzschichtdicke zwischen 10 und 15 mm auszugehen. Es handelt sich also um eine dünne Beschichtung, wie sie für Innenputze üblich ist. Die legendenhaft verbreiteten Hauptvorteile sind bei einer so dünnen Beschichtung irrelevant. Es heißt, Lehm würde die Luftfeuchtigkeit regulieren. Die einzige sinnvolle Möglichkeit zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen besteht im sachgerechten Heizen und Lüften (Richtwerte: Innentemperatur 20 °C, relative Luftfeuchte 50 %). Die feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften eines Lehmputzes sind absolut vernachlässigbar.
Lehm würde Wärme speichern, weil er ein schwerer Baustoff sei. Die Rohdichte von Lehm beträgt 1.000 bis 1.500 kg / m³. Die Rohdichte von anderen Putzen ist ähnlich (Kalkzementputz: 1.800 kg / m³, Gipsputz: 1.400 kg / m³). Das Speichervermögen von Wärme ist nur masseabhängig, in diesem Fall würde ein leichterer Lehmputz im Vergleich zu den üblichen Putzen etwas schlechter abschneiden. Mit Blick auf die geringe Schichtdicke würde ein evtl. Messergebnis wegen der Messtoleranz nicht zu unterscheiden sein.
Lehm würde Schadstoffe aus der Luft binden – wie das passieren soll, muss noch geklärt werden.
Lehm hätte besonders gute Schallschutzeigenschaften. Schallschutz hat in erster Linie wieder etwas mit Masse zu tun (siehe „Wärmespeicherung“), hier reiht sich der Lehmputz gut in die anderen Putze ein, es gibt keine signifikante Unterscheidung.
Auf die anderen Aspekte wie „Wiederverwendbarkeit“ und „Hautfreundlichkeit“ soll in diesem Kontext nicht eingegangen werden.
Lehm ist ein Feinstsand und wird mit Wasser „geschmeidig“ gemacht. Wenn das Wasser weggetrocknet ist, erreicht er eine gewisse Festigkeit. Mit Wasser kann er wieder „angelöst“ werden, er ist nicht wasserfest und daher für die Verwendung im Spritzwasserbereich (Bäder, Duschen) nicht geeignet. Er ist auch nicht zum Verfliesen geeignet. Durch den Wasserverlust kommt es beim Austrocknen zu Schwindrissen.
Stand: 12/08