Verformung von Rollladenpanzern
Die Bauweise von Rollläden hat sich in den letzten Jahren bedeutend verändert, sie wurden konstruktiv optimiert. Neue Kunststoffrollladen sind wesentlich leichter, dünner und gewölbter als früher. Damit wird man vor allem Anforderungen an kleinere Ballendurchmesser bei höherer Nenndicke gerecht.
Dadurch entstehen teilweise erhebliche Einschränkungen. Die in den Tabellen 1 bis 4 der Technischen Richtlinie 102 (Ausgabe März 2014), herausgegeben vom Technischen Kompetenzzentrum Bundesverband Rollladen + Sonnenschutz e. V. angegebenen maximalen Breiten gelten in der Regel nur für den Widerstand gegen Verformung infolge von Sonneneinstrahlung.
Ähnliches gilt auch für Rollladen aus Aluminium. Die heutigen rollgeformten Stäbe unterliegen aufgrund von Materialeinsparungen und kleinen Ballendurchmessern durch dünneren Profilaufbau auch erheblichen Einschränkungen.
Hersteller warten in ihren technischen Dokumentationen neuerdings mit folgendem, bemerkenswertem Hinweis auf:
„Bei Verwendung von Rollläden als Sonnenschutz empfehlen wir Ihnen, diese nicht vollständig zu schließen, so dass eine Hinterlüftung gewährleistet ist. Bei Kunststoffrollläden wird außerdem die Gefahr von Verformungen verringert.“
Damit handelt es sich um eine nicht zu erwartende Beschaffenheit von Rollläden.
Bauherren / Erwerber / Kunden / Bewohner gingen landläufig bisher davon aus, dass sie ihren Rollläden öffnen und schließen können, wann sie wollen (z. B. geschlossen halten während ihrer Abwesenheit im Urlaub). Heute müssen sie damit rechnen, dass ihre Rollläden bei vermeintlicher Fehlbedienung Schaden nehmen können. Demnach wären Rollläden heute nur noch eingeschränkt gebrauchstauglich, da sie die ihnen zugedachte Hauptfunktion (Sicht- und Sonnenschutz) nicht mehr erfüllen können.
Ferner ist die Farbwahl für die Gefahr von Verformungen bei Kunststoffrollläden von Bedeutung. Die modernen, labilen Kunststoffprofile "vertragen" im Grunde nur noch wenige Farbgebungen in Weiß- oder Beigetönen. Es ist überraschend, wie stark die Oberflächentemperatur bereits bei silbergrauer Farbe im Vergleich zur Farbe Weiß ansteigt. Und da die heutigen Rollläden fast nur noch aus Oberfläche bestehen, reagieren diese viel empfindlicher auf Oberflächenerwärmungen als die früher üblichen Profile.
Einen Überblick über die Temperaturunterschiede findet man auf der Brillux-Homepage (s. Link unten).
Besonders prekär wird die ganze Angelegenheit, wenn es sich um bodentiefe Fenster handelt, vor denen zusätzliche Glasbrüstungen angeordnet sind. Die Temperaturen hinter dem Brüstungsglas überfordern die neuen schwächlichen Kunststoffrollläden unweigerlich. Alle Beteiligten sind über die Verformungsschäden überrascht und niemand will die Verantwortung übernehmen.
Bauträgern / Architekten ist bei geplanter Ausführung von Kunststoffrollläden in Abstimmung mit dem Rollladenhersteller dringend anzuraten, diesbezügliche Hinweise bereits in Baubeschreibungen aufzunehmen.
Stand:
02/15